Viele Kliniken bieten inzwischen an, dass der Mann nach der Geburt für ein paar Tage bei der Frau im Krankenhaus bleiben kann. Für uns war das ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl. Die Entscheidung, dass ich als Vater bei Sylvia bleiben wollte war zu diesem Zeitpunkt schon gefallen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es mir sicher leichter gefallen wäre, wenn ich ein wenig mehr darüber gewusst hätte, was auf mich zukommt.
“Im Krankenhaus bleibt man doch nur, wenn man wirklich krank ist. Kein Gesunder bleibt da freiwillig drin!”
Das war einer der Kommentare, die ich mir anhören musste. Und um ehrlich zu sein, die Kernaussage dieses Satzes spukte auch immer wieder in meinem Kopf umher. Und ich wage zu behaupten, es gibt kaum eine Leserin oder einen Leser, der sich in einer Klinik so wohl fühlt, dass man da gerne mal freiwillig über Nacht oder für mehrere Tage bleiben möchte. Aber ich hatte mir vorgenommen, so lange bei Sylvia zu bleiben, bis wir zusammen mit dem Kind die Klinik verlassen durften. Es sollte sechs Tage dauern, bis es soweit war.
Dieses sechs Tage waren sehr wichtig für Sylvia und mich. Wir sprechen heute noch gern über die ersten Stunden in der Klinik. Direkt nach der Geburt drückte mir die Hebamme das in Tücher gewickelte Kind in die Hand und seit diesem Zeitpunkt blieb das Kind rund um die Uhr bei uns (Rooming in). So begann die neue Phase unseres Lebens gemeinsam — als Familie. Und sie begann mit einem Intensivtraining, denn der Kleine brauchte natürlich unsere körperliche Nähe, viel Pflege und Fürsorge. Da Sylvia nicht aufstehen konnte, war mein Einsatz von Anfang an gefordert.
Natürlich wurde ich von den Hebammen und Kinderkrankenschwestern in alles genau eingewiesen und so binnen weniger Stunden mit allen notwendigen Handgriffen vertraut gemacht. Ein wirklich sehr gutes und individuelles Training. Sylvia konnte nur zusehen und war zugegebenermaßen etwas neidisch, weil mir alles gezeigt wurde und sie untätig liegen bleiben musste. Mir war dieses Training tausendmal lieber, als in irgend einem Geburtsvorbereitungskurs im Kreise von skeptischen Müttern Barbie’s große Schwester zu wickeln oder Ken’s Bruder zu baden.
Binnen weniger Stunden waren wir so weit, dass die Hebammen nur noch zu uns kamen, wenn die tägliche Visite anstand oder wir den Rufknopf betätigten, weil eine weitere Ration Stutenmilch gebraucht wurde. Die ganze restliche Zeit hatten wir viel Ruhe — und diese Ruhe war wichtig für das Kind und wichtig für uns, um uns von den schlaflosen Nächten zu erholen. Ein wirklich schöner Anfang für eine sehr schöne Zeit. Wenn ich heute auf diese Tage zurückblicke kann ich nichts negatives finden und würde jedem Vater raten, bei seiner Frau in der Klinik zu bleiben, wenn die Möglichkeit besteht und die Umstände es zulassen.
Fazit
Wir hatten eine sehr angenehme Woche in der Filderklinik, ein wunderschönes, großes Zimmer und konnten die Betten zusammenschieben. So war es möglich, dass wir Tag und Nacht ganz nah bei unserem Nachwuchs sein konnten. Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere ständige Gegenwart in den ersten Stunden sehr positiv für unser Kind war. Sicher hat das mit dazu beigetragen hat, dass wir heute ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Baby haben. Für unser Wohlbefinden sorgte zusätzlich die schöne Aussicht und das sehr schmackhafte und abwechslungsreiche Essen.
Gekostet hat uns das zusätzliche Bett und die „Vollpension“ 60 € für die erste und 50 € für jede weitere Nacht.